Gesellschaft

Von der deutschen Weis(s)heit zum Rassismus

Im Jahr 1683 gehörte Christian Ernst zu den europäischen Fürsten, deren Truppen die Belagerung Wiens durch die Türken beenden halfen. Auch zum Anderssein dieses epochalen Gegners hatte Sigmund von Birken etwas zu sagen. Es ging um den „Gotteslästerlichen Mahumets Blut- und Raubgieriges TürkenHeer“ und dessen Auseinandersetzung „mit dem ewigen Sohn Gottes Jesu Christo und seiner Christenheit“ – um jenen „Erbfeind“, daraus dem „Tempel Sophien“ in Constantinopel“, jetzt ein „Nest der Barbaren“, eine Moschea“ gemacht hatte. Diesen „WiderChrist“ gelte es, „vom Erdboden in die Hölle zu verbannen“.

In Anschluss an seinen Triumph ließ der Markgraf in Bayreuth einen großen Brunnen bauen, der ihn als Türkenbezwinger verherrlichte und gleichzeitig eine weltpolitische koloniale Perspektive eröffnete. In der Mitte des Brunnenbeckens erhob sich auf einem Podest das Denkmal Christian Ernsts, der in voller Rüstung auf seinem Pferd saß und über einen Türken hinweg tritt.

 

Mit vielen ähnlichen Beispielen setzt sich Wulf D. Hund in seinem neuen Buch mit allen Facetten des Rassismus auseinander, und zwar auf Deutschland bezogen aber im globalen Kontext. Da werden die historischen Ursprünge des Rassismus anhand von Originalbelegen auf den Punkt gebracht.

Das Buch heißt „Wie die Deutschen weiß wurden – Kleine (Heimat)Geschichte des Rassismus“. (J.B. Metzler, 2017)

 

Ich glaube, Rassismus oder Nationalismus ist ein Fehlprodukt des menschlichen kranken Intellekts. Und dem Autor zufolge hat „rassistische Diskriminierung eine lange Tradition, in der zugeschriebene Hautfarben zwar eine Rolle spielten, aber keine natürlichen, sondern metaphysische Eigenschaften ausdrückten und religiös konnotiert waren.“

Ist Rassismus ein Denkkonstrukt?

Hund spricht Klartext: „Von Natur aus gibt es weder Rassen noch Weiße. Die sind ideologische Kopfgeburten der europäischen Expansion und mithilfe kolonialer Gewalt zur Welt gekommen, ehe sie im 18. Jahrhundert von der Aufklärung systematisiert und zu wissenschaftlichen Kategorien gemacht wurden.“

Alle Ideologien sind reaktionär geboren wie u.a. Rassismus und Antisemitismus sowie Salafismus im muslimischen Kontext. Sie wurden sehr geschickt aufgearbeitet. Damit man sich ein richtiges Bild machen kann, möchte ich einige Stellen aus dem Buch zitieren:

 „Als Erdmuthe Sophie von Sachsen 1662 den Markgrafen Christian Ernst von Brandenburg Beyreuth heiratete, widmete der Dichter Siegmund von Birken dem Paar ein Ballett.  In ihm wurde die ästhetische Weißheit der Braut mit ihrer gelehrten Weisheit verschwistert.

So bediente sich rassistische Trennung der Gleichsetzung von Weißsein und Weisheit, verband sie mit Vorstellungen von Überlegenheit und legitimierte Praktiken kolonialer Bereicherung.

Schwarz-weiße Rassendarstellung u.a. im Zusammenhang Afrika und Indien erreichte im 17. Jahrhundert ihren Höhepunkt.

Soziale Verhältnisse werden sogar als Ausdruck natürlicher Unterschiede deklariert: „Diese Menschen seynd gleichsamb von der Natur zu leibeigner Schlaverey / unnd Knechtischer Dienstbarkeit / erschaffen“. Hier erfolgte der Vergleich von Afrikanern und Europäern in einer durch die Sklaverei geprägten Gegenüberstellung von Hautfarben.

Denn „Weißsein“ ist keine biologische, sondern eine soziale Qualität. Laut dem englischen Philosoph John Locke hatte Hautfarbe im europäischen Selbstverständnis einen Stellenwert bekommen, der Überlegenheit signalisierte.

Diese Rassentrennung nach Hautfarben wird auch für die transatlantische Sklaverei, die im 17. Jahrhundert zu einer profitablen Kolonialwirtschaft geworden war, auf grausamer Weise benutzt. Das Buch Brasilianische Geschichte des holländischen Humanisten Caspar van Baerle, das 1659 ins Deutsche übersetzt wurde, beschäftigt sich eingehend mit der Sklaverei und stellt „die Schwartzen […] aus Africa“ und „weisse Leuthe […] von Europa“ einander gegenüber. Beider Verhältniss war für van Baerle durchaus von Unrecht geprägt. „Geldgeitz und die Gewinsucht“ hätten „bey den Christen […] uberhand genommen“ und dazu geführt, „den Menschen / der nach Gottes Ebenbild erschaffen / […] dennoch zu käuffen und zu verkaufen“.

 

  

 

Durch die Betonung der Farbe ist eine Gesinnung entstanden, die die Grundlage für einen bigotten Umgang der damaligen Christen mit der Sklaverei bildete sowie auch für den nicht ethischen Umgang des Markgrafs Christian Ernst mit den Juden:

„Die Polizeiordnung von 1672 erklärte, dass die Juden „der Christen Todfeinde seynd“.  Dies hinderte indessen weder Landstände noch Fürsten daran, bei ihnen Kredite aufzunehmen. Für das Jahr 1687 ist verzeichnet, dass Markgraf Christian Ernst sich vom Ansbacher und Bayreuther Hofjuden Marx Model dreißigtausend Taler auslieh.“

Alles dreht sich um die Macht, gestern wie heute. Die Massen werden von Leuten, die an der Macht stehen, durch religiöse und nationalistische Mittel leicht manipuliert und für eigene Interessen ausgenutzt.

Juden als Türken wiedergekehrt

Beim Lesen des Buches begegnet man zwei Sündenböcken: den Juden und den Türken. Besonders die Juden werden in christlichen Darstellungen mit roter Farbe versehen und verdächtigt, für allen schlechten Entwicklungen verantwortlich zu sein, wie z.B. für die große Pestepidemie Mitte 14. Jahrhunderts, die in Europa etwa 25 Millionen Todesopfer forderte. Die Juden wurden der Brunnenvergiftung beschuldigt, woraufhin viele Pogromen in Teilen von Europa gegen Juden organisiert wurden, bei denen Tausende Juden getötet wurden. Sogar Die Paranoia geht sogar so weit, dass die Christen glaubten, die Juden wären als Türken wiedergekehrt!

„Angesichts der in der Zeit zwischen den Kreuzzügen, der großen Pest und der Reformation immer wieder auflebenden Endzeiterwartung wurden die „roten Juden“ sowohl mit ihren realen Glaubensgenossen als auch mit konkreten Gefährdungen in Verbindung gebracht: das galt für die Verdächtigung, sie hätten durch Brunnenvergiftung die Pest verbreitet, für ihre Gleichsetzung mit den Tataren oder den Verdacht, sie könnten als Türken wiedergekehrt sein.“ (S. 34)

Damals entwickelte sich eine „kulturelle Dialektik der Farbe“ und dazu gehörte auch die Verbindung von Sünde, Häresie, Heidentum und Unglaube. Und diese negativen Eigenschaften wurden in Bildern und Texten vor allem Juden und Muslimen zugeschrieben.

Wie die Geschichte verdreht wird, wird in dem Buch anhand in eines zwischen 1075 und 1110 entstandenen, altfranzösischen Versepos beispielhaft erläutert:

„Das Rolandslied ist eine schamlose Geschichtsklitterung. Deren historischer Hintergrund waren innermuslimische Streitigkeiten in Spanien, während derer Karl der Große von einer der Parteien um Hilfe ersucht wurde und (im 8. Jahrhundert) mit einem Heer über die Pyrenäen zog. Auf dem Rückweg überfielen (christliche) Basken die Nachhut der Franken und vernichteten sie. Das Rolandslied inszenierte (gut dreihundert Jahre später) diesen Kampf als Auseinandersetzung zwischen Christen und Muslimen und als heroischen Abwehrkampf gegen das Heidentum. (S. 51)

 

Karl der Große führte im Jahr 778 gegen die islamischen Sarazenen in Spanien einen Kriegszug. Anlass war das Hilfeersuchen des Statthalters von Saragossa Sulayman ben al-Arabi gegen seinen Herrn Abdarrahman von Cordoba. Saragossa wurde monatelang vom Heer des Karl der Große erfolglos belagert. Beim Rückzug über Pamplona gab er die baskische und christliche Stadt zur Plünderung durch seine Streitkräfte frei. Daraufhin geriet die fränkische Nachhut in den Pyrenäen in einen Hinterhalt, der nicht von Sarazenen, sondern von Basken zur Vergeltung gelegt wurde.

Trotzdem werden dort die Sarazenen (also die maurischen Muslime) mit dem Satz „sie wâren swarz unt ubel getân“ dargestellt und ihre Schwärze sowohl mit Afrika als auch mit dem Teufel in Verbindung gebracht. Die muslimischen Gegner wurden auch als „Kinder, Schwärme und Ungeheuer des Teufels“ bezeichnet. (S. 52)

Während der Kreuzzüge werden Muslime weiter verteufelt wie im Versroman Parzival (entstanden zwischen 1200 und 1210) von Wolfram von Eschenbach. In diesem Zusammenhang wird Saladin als Heide und dunkelhäutig beschrieben, obwohl er mit seiner Ritterlichkeit und Großzügigkeit schon in zeitgenössischen Quellen gelobt wird.

Die Figur des schwarzen Heiligen und Könige wurden ab 12. Jahrhundert positiv bewertet und waren offenbar mit regionalen und globalen Perspektiven verbunden. Beide waren nicht frei von religiösen rassistischen Elementen, aber diese bezogen sich nicht auf Schwarze, sondern auf Muslime und Slawen. Sie wurden als Heiden begriffen und ihre Bekämpfung damit legitimiert.

Gleichsetzung von Weißsein und Reinheit

Rassismus wurde nicht nur in literarischen Werken, sondern auch in Werbungen, Reklamen, Bildern, Motiven mal subtil und mal offen gepflegt. Hund führt das Beispiel die Markenbezeichnung für eine Seife an: „Kaloderma“ und bezeichnet sie als „Menetekel des Rassismus“. Denn es wird aus den griechischen Worten für „schön“ (kalos) und Haut (derma) zusammengesetzt. Man weiß genau, was man damit u.a. erreichen möchte: Schön ist natürlich die weiße Haut.

 

Weißsein und Reinheit verschmolzen zu einer einfachen Botschaft: rassische Überlegenheit ließ sich durch körperliche Sauberkeit und die wiederum durch einschlägiges Konsumverhalten demonstrieren. (S. 105)

Rassismus bedient sich hier der Gleichsetzung von Weißsein und Reinheit. Als Reklame für „Kaloderma weiß“ oder „Kaloderma Rasierseife“ vor gelblichem Hintergrund zeigt sie einen gebräunten weißen Mann in uniformartigem Khaki, der sein Gesicht schneeweiß eingeschäumt hatte. Über seinem Arm hängt ein ebenso weißes Handtuch. Er ist gerade dabei, sich zu rasieren. Vor ihm steht ein schwarzer Knabe, der den Spiegel für ihn hält.

Selbst Schnabelschuhe, Pluderhose und Turban des Werbemohren waren nicht aus der Zeit gefallen. Sie konnten von den Konsumenten mit 1001 Nacht wie mit der deutsch-osmanischen „Waffenbrüderschaft“ im Ersten Weltkrieg verbunden werden. Die ging auf deutsche Versuche zurück, das osmanische Reich wirtschaftlich zu durchdringen und schlug sich sinnbildlich in der Vergabe der Konzession für den Bau der Bagdadbahn an die Deutsche Bank nieder. (S. 106)

Auch das wurde rassentheoretisch formuliert. Die Türken dürften, meinte ein deutschnationaler Professor für Geographie, „keineswegs (…) restlos der mongolischen Rasse zugerechnet werden“. In Sonderheit die „Türken des Westens“ wären „von Rasse eher Arier“ und „in Klein-Asien“ zeigte sich der „mongolide Typus“ nur bei den „niederen Volksklassen“. Die Armenier hingegen hätten „absolut nichts mit arischer Rasse zu tun“, wären nur „oberflächlich indogermanisiert“ und würden sich neben „Rassenmerkmalen“ auch die „soziale Stellung“ mit den Juden „teilen“, was „gelegentlich zu Ausbrüchen der Volkswut führt(e)“. (S. 107-108)

Hund erzählt die Geschichte des Rassismus auch anhand berühmter Gemälde und Kunstwerke in anschaulicher Sprache. Ich habe sein Buch als ein praxisbezogenes Nachschlagewerk wahrgenommen, das man durch seinen erzählerischen Schreibstil wie einen Roman lesen kann.

Natürlich muss ich hier auch etwas Defizitäres zu dem Buch sagen. Man spürt beim Lesen oft eine eher ideologische Herangehensweise an die Thematik. Obwohl die einzelnen Quellen gut recherchiert sind, wirft das Buch einen einseitigen Blick auf die Thematik. Vermisst habe ich die lehrreichen Erfahrungen, die aus der langen Entwicklungsgeschichte des Rassismus gezogen wurden und die zu einem Umdenken und zu einer Bekämpfung des Rassismus geführt haben. Besonders nach der Nazi-Katastrophe wurde die Gesellschaft für solche gefährlichen Tendenzen sensibilisiert. Auch das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist ein gelungenes Beispiel dafür. Dennoch muss man die Sensibilität für rassistische Tendenzen weiter stärken und fördern.

Ansonsten liefert das Buch sehr viele interessante Details, wie z.B. dass ab 14. Jahrhundert nicht von einem Rassismus von „Weißen“ gegen „Weiße“, sondern von „Erwählten“ gegen „Verworfene“ die Rede war; dass sich mit der Zeit die Hautfarben mit sozialer Herrschaft und Unterdrückung verbunden hatten; wie Zigeuner im Verlaufe der Geschichte diskriminiert und wahrgenommen wurden.

Eine bis jetzt unbekannte Tugend der Osmanen habe ich erstaunlicherweise in keinem türkischen Geschichtsbuch gelesen, nämlich dass sie die weiße, transatlantische Sklaverei von der Krim nachhaltig verhindert haben:

„Der Handel mit weißen Sklaven von der Krim wurde erst durch die Schließung der Dardanellen nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen unterbunden und der transatlantische Sklavenhandel existierte noch nicht einmal der Idee nach.“ (S. 49)

Rassismus wird relativiert

Wie Rassismus seit den Kreuzzügen über die Zeit des Kolonialismus bis hin zur Gegenwart u.a. in künstlerisch-literarischen Werken, Filmen und Werbungen zum Ausdruck kommt, wird im Buch mit vielen Beispielen belegt. Die Vielschichtige Entwicklung des Rassismus wird in kolonialer, religiöser, ethnischer und kultureller Hinsicht anschaulich vor Augen geführt. Aber wie man trotzdem in Deutschland mit dem Rassismus umgeht, wird auch mit treffenden Argumenten kritisiert.

So wird in der öffentlichen Diskussion der Beginn des Rassismus häufig ins 19. Jahrhundert verlegt. Und seine Entwicklung konservativen Ideologien zugeschrieben. Auf keinen Fall soll die Aufklärung etwas mit ihm zu tun gehabt haben. Und auch das Christentum bleibt samt der lagen Geschichte des religiösen Rassismus oft jenseits der Betrachtung. Das Problem wird vielfach auf den Zusammenhang von „Rassismus und Rechtsextremismus“ verkürzt und zudem intensiv im Kontext von Kategorien wie „Angst“, „Furcht“, oder „Phobie“ behandelt – als ob die Ursachen für Rassismus von „außen“ kämen.

Und nun ist Rassismus ein tagtägliches Thema in den Medien. Wie man mit Dingen umgeht, auf die Menschen keinen Einfluss haben, ist sehr merkwürdig. Der Rassismus liefert hier ein anschauliches Beispiel. Wer auf der Welt hat persönlich oder mit eigenem Willen vorherbestimmt, wo und in welcher Nationalität er zur Welt zu kommt? Niemand. Es gibt daher keinen Anlass, auf eine Rasse oder Nationalität stolz zu sein. Warum bin ich als Türke und Muslim in der Türkei geboren. Das habe ich nicht vorher entschieden und bestimmt. Daher ist das völlig absurd, darauf stolz zu sein.

Aber; da ich die anatolische Kultur gastfreundlicher, humanistischer, universeller als eine andere Kultur finde, kann ich mich damit identifizieren und wohl fühlen, da ich zu so einem humanen Kulturkreis gehöre. Die Deutschen dürfen auch meines Erachtens auf ihr freiheitlich-demokratisches Land, das auf Rechtsstaatlichkeit basiert; auf ihren Fleiß oder ihr Ethikverständnis stolz sein, finde ich überhaupt kein Problem. 

Es ist also nur natürlich, wenn man sich in seinem eigenen Kulturkreis glücklicher oder friedfertiger fühlt, weil man sich mit seiner Nationalität und Religion identifiziert. So kann man seine Heimat, Nationalität, Religion oder Weltanschauung mögen oder dazu eine emotionale Bindung haben. Ein Problem entsteht erst durch eine Form der Ab- und Ausgrenzung von anderen Nationalitäten oder Überzeugungen. Es gibt nämlich überhaupt keinen Grund, die eigene Nationalität als überwertig zu betrachten oder ihr einen absoluten Wahrheitsanspruch zu verleihen.

Es gibt zwei Fakten in der Geschichte: Erstens nützt man die Nationalität und Religion für den eigenen Machtanspruch aus. Zweitens haben diejenigen, die das getan haben, ihre Gesellschaften zu großen Katastrophen geführt und ruiniert. Gibt es überhaupt eine Hochkultur auf der Welt, die nur auf dem eigenen Nationalismus bzw. Rassismus beruht? Dem Historiker Arnold Toynbee zufolge sind ja die Hochkulturen auf der Welt zum größten Teil nach den Auswanderungen infolge kultureller Begegnungen entstanden.

Fakt ist aber auch, dass Menschen jahrhundertelang über Menschenrassen diskutiert und sich gegenseitig diskriminiert haben, wie es in Europa und in den USA sehr krass stattgefunden hat. Jetzt versteht man besser, warum Nationalismus und Antisemitismus immer wieder in Deutschland auf der Tagesordnung stehen oder stehen müssen.

Im Verlauf der Geschichte haben bestimmte Literaten, Denker und Politiker versucht, die Deutschen als „weiß“ einzuteilen. Es hat einigermaßen geklappt… Na und! Damit endet es aber nicht. Diesem Schritt folgen dann Begriffe wie „Herrenvolk“ und „Untermenschen“! Dann kam es zur unvermeidbaren Katastrophe.

Wenn man mit dieser Krankheit beziehungsweise kranken Denkweise infiziert ist, dann kategorisiert man Menschen je nach nationalistischer oder religiöser Auffassung teils als Feinde, teils als Freunde. So lautet z.B. ein absurder Slogan aus dem Munde einiger Türken: „Die Türken haben keine Freunde außer Türken!“ Dem Prinzip zufolge kann man auch nach den jüngsten politischen Entwicklungen im Lande behaupten: „Die Türken haben keine Feinde außer Türken!“ Es handelt sich hier eine kollektive Identifikation mit der eigenen Nationalität, nämlich der eigentlichen Rasse und natürlich dem eigenen Vaterland.

Wenn Rassismus sich auf kulturelle und religiöse Ebene ausdehnt, dann wird zu einer größeren gesellschaftlichen Gefahr, als man vorher angenommen hat. Die dichotomische Denkweise bzw. Wir-Sie-Denken ist eine kranke Denkweise, gegen die wir uns wehren sollen.

Dem Autor des Buches zufolge ist der alltägliche Rassismus in all seinen Formen Teil der deutschen Geschichte wie der deutschen Gegenwart. Hier hätte ich noch ein Aspekt hinzugefügt. Antisemitismus ist ja auch in muslimischen Ländern und unter einem Teil der Migranten virulent. Diese Entwicklungsgeschichte müsste meines Erachtens der Vollständigkeit halber mit einbezogen werden. Wenn es so dramatisch ist, wie kriegen wir denn das Problem in den Griff? Um dem Menetekel des Rassismus zu entkommen, können wir den ersten Schritt machen, wenn wir andere Kulturen respektieren und wertschätzen sowie für die Vielfalt stehen.

Muhammet Mertek

Letzte Aktualisierung: 9. Januar 2018
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